Naturschutz 2.0: Drohnen retten Rehkitze vor dem Mähtod in hohen Wiesen

Landwirte holen im Frühjahr das Futter für ihre Tiere auf den eigenen Wiesen ein. Der Zeitpunkt der Futtermahd kollidiert mit der Geburt vieler Rehkitze. Diese suchen nachts Schutz vor Fressfeinden im hohen Gras. Da der Fluchtreflex bei Rehen nicht angeboren ist, sondern in den ersten Wochen des Lebens erlernt werden muss, bleiben die Kitze bei Gefahr ruhig liegen. Ein Mäharm fräst mit etwa 15 Kilometern pro Stunde durch die Wiesen und die Tiere sind mit bloßem Auge schwer zu entdecken.

Bevor die Landwirte ihre Wiesen abmähen sind sie verpflichtet, sie nach Wildtieren abzusuchen. Das ist sehr zeitaufwändig und auch bei gründlichem Durchkämmen des Gras kann ein Kitz schnell übersehen werden. Deshalb helfen seit einigen Jahren Drohnenpiloten bei der Suche. Der Verein Schwabenkitz aus dem Raum Göppingen ist vor zwei Jahren gegründet worden. Etwa 200 Mitglieder engagieren sich in der Rehkitzrettung, in der Drohnen mit Wärmebildkameras zum Einsatz kommen. Das erleichtert und präzisiert die Suche nach Rehkitzen im hohen Gras.

Für die Suchaktionen stehen die Drohnenteams sehr früh auf, da alle ehrenamtlich unterwegs sind und nach der Rehkitzrettung zur Arbeit müssen. Die Vereinsvorsitzenden Sarah Schweizer und Hans-Jörg Andonovic-Wagner organisieren die Rettungen und haben uns nach Böhmenkirch im Kreis Göppingen mitgenommen. Dort haben sie mit einem Drohnenteam 14 Wiesen abgesucht, um Rehkitze vor dem Mähtod zu retten.

In Baden-Württemberg gibt es etwa 54 Drohnenteams, die sich früh morgens auf den Weg machen, so Schweizer. Seit 2021 sitzt sie für die CDU im Landtag, ist jagdpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Eigentlich bräuchte es im Frühjahr viel mehr Drohnenteams, sagt die Politikerin. Bürokratie bei Fluggenehmigungen über Naturschutzgebiete oder fehlende finanzielle Förderungen für die Ausrüstung hindert jedoch viele an einem Engagement. Die Ausrüstung für ein Team kostet etwa 8000 Euro. Der Verein Schwabenkitz finanziert sich zum Großteil über Spenden und durchsucht die Wiesen für die Landwirte kostenlos. Schweizer will sich dafür einsetzen, dass die drohnenunterstützte Rehkitzrettung im Land besser gefördert wird.

Alle Infos zum Verein Schwabenkitz finden Sie hier: Homepage Schwabenkitz e.V.

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