Entscheidung, die keiner will: Bund streicht Förderung für Sprach-Kitas

In sogenannten Sprach-Kitas werden die Deutschkenntnisse der Kinder speziell geschult. Angesichts der hohen Zahl der Geflüchteten ist die Sprachförderung der Kleinsten in den kommenden Jahren wichtiger denn je. Seit 2011 finanziert der Bund die Sprach-Kitas über zwei aufeinanderfolgende Förderprogramme, zunächst unter dem Namen „Schwerpunkt-Kitas Sprach und Integration, seit 2016 im Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“.

Jede achte Kita ist laut Bundesfamilienministerium eine Sprach-Kita. Auf Seite 75 des Ampel-Koalitionsvertrags steht, dass das Programm weiterentwickelt und verstetigt werden soll. Für das Jahr 2022 belaufen sich die Kosten auf etwa 250 Millionen Euro. Entgegen ihres eigentlichen Vorhabens, die Sprach-Kitas zu verstetigen, hat die Bundesregierung über das Bundesfamilienministerium den sozialen und kommunalen Trägern der Sprach-Kitas im Juli mitgeteilt, dass im kommendem Jahr für das Programm keine finanziellen Mittel mehr vorgesehen seien.

Die CDU in Baden-Württemberg kritisiert diese Entscheidung, auch beim SPD-Fraktionsvorsitzenden Andreas Stoch herrscht Unverständnis. Die Kita Peterstaler Straße in Böblingen ist eine Sprach-Kita. Auch dort hoffen die Verantwortlichen in der Einrichtung und der Kommune, dass das Programm doch noch fortgesetzt wird. Wirklich akzeptieren, will die Entscheidung des Bundes eigentlich keiner. Eine Petition zum Erhalt des Programms hat bereits mehr als 50.000 Unterschriften. Das Bundesfamilienministerium verweist in ihrem Schreiben auf das „Gute-Kita-Gesetz“, worüber die Länder die Sprachförderung übernehmen sollen. Bisher haben Bund und Länder jedoch noch keine Vereinbarung bezüglich der Sprach-Kitas über die Verwendung dieser Gelder getroffen.

Bisher finanziert der Bund mit dem Sprach-Kita-Programm pro Kindergarten eine 50-Prozent-Stelle für die Sprachförderung der Kinder. „In rund 6.900 Kitas wurden durch fast 7.500 zusätzliche Fachkräfte mehr als 500.000 Kinder erreicht“, heißt es in dem Schreiben des Bundesfamilienministeriums an die Träger. In Böblingen gibt es fünf Sprach-Kitas. Sollte die Förderung enden und in diesem Jahr keine Lösung für die Finanzierung der zweieinhalb Stellen gefunden werden, würde eine Weiterbeschäftigung der Fachkräfte die Stadt etwa 150.000 Euro pro Jahr kosten. Vorausgesetzt, am Ende bliebe es an den Kommunen hängen.

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