Zwei Jahre auf Bewährung wegen hundertfachen Kindesmissbrauches. Dieses Urteil sorgt bei vielen Menschen für Unverständnis. Vor eineinhalb Wochen ging vor dem Ulmer Landgericht der Prozess gegen einen 45-jährigen Mann zu Ende. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er in 131 Fällen Kinder sexuell missbraucht hat. Heute haben rund 50 Menschen vor dem Gerichtsgebäude gegen genau dieses Urteil demonstriert, weil es ihnen zu mild ist.
Laut dem Ulmer Landgericht sei der Sachverhalt komplex. Der 45-jährige Mann soll die zur Tatzeit 6- bis 13-jährigen Mädchen zum Beispiel gebadet und eingecremt haben. Dabei habe er sie unter anderem auch im Intimbereich berührt. Das ist als sexueller Missbrauch strafbar, müsse aber laut einem Sprecher des Gerichts anders gewertet werden, als zum Beispiel eine Vergewaltigung. Die Opfer konnten sich während des Prozesses an vieles nicht mehr erinnern. Hinzu kommt, dass die Gesetze von damals angewandt werden mussten und der Täter sich erfolgreich einer Therapie unterzogen hat.
Unabhängig von der Demonstration hat die Staatsanwaltschaft Ulm schon vergangene Woche angekündigt, Revision zu beantragen, weil sie mit der mündlichen Urteilsbegründung nicht zufrieden ist. Ein schriftliches Urteil liegt noch nicht vor. Bis zu einer Revision vor dem Bundesgerichtshof dürfte es mindestens ein halbes Jahr dauern.