Verärgerung über Corona-Spaziergänger nimmt zu

Die Corona-Spaziergänger bekommen zunehmend Gegenwind. Heute Abend wollen Medizinstudenten in Ulm zeigen, dass es auch andere Meinungen gibt, als die der Maßnahmen-Gegner. Einer ärgert sich besonders über die Demonstranten: Der Chefarzt der Anästhesie am Klinikum Ehingen. Während er drinnen ums Leben der schwerkranken Corona-Patienten kämpft, fordern die Demonstranten vor dem Krankenhaus „Friede, Freiheit und Selbstbestimmung“. Jetzt hat der Arzt seinem Ärger Luft gemacht.

„Ich bin nicht auf den Beifall der Bevölkerung oder von Querdenkern angewiesen. Was mich aber wirklich stört, ist, dass den Spaziergängern die Angst und das persönliche Leid der Angehörigen und die schwere Erkrankung der Patienten völlig egal zu sein scheinen“ sagt Dr. med. Markus Brucke, Anästhesie-Chefarzt am Alb-Donau Klinikum Ehingen, der unter anderem auch die dortige Intensivstation leitet.

Das Verhalten der Spaziergänger ist für ihn respektlos gegenüber den zahlreichen Ärzten sowie den vielen Pflegekräften, die seit zwei Jahren mit den erheblichen Folgen dieser Pandemie zu tun haben und in dieser Zeit mehrere hundert Patienten gerettet haben. Insgesamt wurden bis heute deutlich mehr als 500 Covid-Patienten im Alb-Donau Klinikum stationär aufgenommen und behandelt, davon fast 150 auf der Intensivstation in Ehingen. Alle Mitarbeiter haben zu Beginn der Pandemie trotz knapper Schutzausrüstung und noch ohne schützende Impfung ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familien aufs Spiel gesetzt.

Wenn in Ulm heute Abend die Gegner der Corona-Maßnahmen durch die Straßen ziehen, findet auf dem Münsterplatz eine angemeldete Gegendemonstration statt. Organisiert haben sie die beiden Ulmer Medizinstudenten Kajetan und Jakob. „Wir wollten den Querdenkern und „Spaziergängern“ in Ulm nicht den öffentlich Raum überlassen. Wir wollten zeigen dass es ne stillte Mehrheit gibt, die sich nicht nur an die Maßnahmen zu Pandemiebekämpfung hält sondern auch entsprechend sich impfen lässt und probiert diese Pandemie so schnell wie möglich zu beenden“, so Kajetan. Seinen vollen Namen will er aus Angst vor Angriffen auf ihn nicht nennen.

Während die Demonstranten ohne Abstand und Maske unterwegs sind, fordern die beiden Veranstalter der Gegendemonstration von ihren Teilnehmern strengere Schutzmaßnahmen, als es die städtischen Auflagen vorsehen. „Wir erwarten aber von unseren Teilnehmern dass sie FFP2 Makse tragen. Unsere Teilnehmer sind auch alle – die uns bekannt sind – vollständig geimpft oder sogar geboostert“, so Kajetan. Aktuell rechnen die beiden Studenten mit 180 bis 200 Teilnehmern. Auch weitere Gegendemonstrationen zu den Spaziergängen können sie sich vorstellen.

Regio TV Schwaben berichtet auf den Sozialen Netzwerken über die Demonstrationen.

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