Tödliche Schüsse: Angeklagter räumt Verantwortung für die Tat ein

Rund sechs Monate nach den tödlichen Schüssen im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk hat heute der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der Mann soll im Mai während der Frühschicht zwei türkische Landsleute erschossen haben. Vor dem Stuttgarter Landgericht hat er die Tat heute eingeräumt – sein Anwalt gab zudem erste Informationen zum Motiv. 

Bereits nach der Anklageschrift kristallisierte sich heraus, wie emotional der Prozess ist. Als der Angeklagte Angaben zu seiner Person machte, kamen den Angehörigen der Betroffenen die Tränen.

Der Angeklagte ist türkischer Staatsangehöriger und 2001 nach Deutschland gekommen. Laut eigenen Angaben musste er diverse Jobs kündigen, da er mehrere Herzinfarkte erlitten hat. Zuletzt hat der Angeklagte bei einem Logistikunternehmen gearbeitet. Dort war er noch in der Probezeit. Die beiden Männer, die er erschossen hat, waren Vorgesetzte des Angeklagten.

Die beiden Getöten waren ebenfalls Türken. Der Angeklagte soll ein Kritiker des türkischen Präsidenten Erdogan sein- Seine Vorgesetzten hingegen regierungstreu. Sie hätten ihn immer wieder gemobbt. Er hätte deshalb Angst um seinen Job. Bei einer Kündigung müsste er Deutschland verlassen und wieder zurück in die Türkei. Dort sollen aufgrund seiner politischen Haltung aber mehrere Verfahren gegen ihn im Gange sein. Am 11. Mai gab es wieder Streit über seine Arbeit. Der Angeklagte behauptet, eines der Opfer habe gesagt „er müsse morgen nicht mehr kommen.“

Der Nebenklagevertreter der Nebenkläger bewertet diese Aussage streckenweise als Schutzbehauptung. Die Angabe, dass er sich bedroht gefühlt habe und deshalb eine Waffe mit sich geführt habe, sei im Zweck nicht verständlich.

Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sich der Angeklagte die Pistole illegal beschafft hatte. Einen Waffenschein besaß er nicht. Im Laufe des heutigen Prozesses gesteht der Angeklagte, seine beiden Vorgesetzten erschossen zu haben. Über einen seiner Anwälte ließ er mitteilen, er bedauere die Tat und würde die Zeit am liebsten zurückdrehen.

Als der erste Prozesstag zu Ende ging, wurde es wieder emotional im Saal. Als der Angeklagte den Raum verließ, wurde es laut. Den Angehörigen kamen wieder die Tränen.

Stand jetzt wird der Prozess am 21. November fortgeführt. Mit einem Urteil wird frühestens in zwei Monaten zu rechnen sein.

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