Schätzungen zufolge haben circa 450 Tausend Menschen in Deutschland eine Sehbehinderung. Einer von ihnen ist Yusuf Alp Ay aus Ostfildern-Scharnhausen. Er hat nur noch ein Sehvermögen von zwei Prozent, macht aber derzeit eine Ausbildung bei der Stadt Stuttgart als Verwaltungswirt im mittleren Dienst. 2020 absolviert er sein Abitur auf einem Internat für Blinde und Sehbehinderte. Dort lernt er außerdem, ein eigenständiges Leben zu führen – auch, wenn die Behinderung mit dem Alter immer mehr voranschreitet. Doch davon lässt er sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: In seiner Ausbildung beweist er seinen Kollegen, dass er auch mit Sehschwäche bürokratische Aufgaben gut meistern kann. Eine Assistenzkraft hilft ihm, etwa Dokumente einzuscannen, damit er sie auf seinem Computer verwenden kann. Durch Hilfsmittel und seine Mitarbeiter fühlt er sich wohl auf seiner Arbeit. Diskriminierung ist hier kein Thema. Außerhalb seines Büros sieht das leider manchmal anders aus. Eine Sache, die ihn stört und mehr in die Öffentlichkeit getragen werden muss: Sehbehindert zu sein bedeutet nicht gleich blind zu sein.