Ein Buch des verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Koeppen steht aktuell im Mittelpunkt einer Rassismus-Debatte. Der Titel „Tauben im Gras“ hört sich erstmal harmlos an. Doch die Lektüre enthält diskriminierende und rassistische Sprache. Im kommenden Jahr soll sie dennoch Inhalt des Deutschabiturs an beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg sein. Der Ulmer Verein „Mein ICH gegen Rassismus“ will das mit einer Petition noch verhindern.
Das Leben von 30 Protagonisten, die unter amerikanischer Besatzung in einer bayerischen Großstadt leben: Darum geht’s im Roman „Tauben im Gras“. Autor Wolfgang Koeppen verwendet darin etwa 100-mal das N-Wort – ungekürzt. Menschen, die von Rassismus betroffen sind, kritisieren, dass sie dieses Wort stark verletzt. Eine Lehrerin aus Ulm hat sich sogar für das kommende Schuljahr unbezahlt beurlauben lassen, weil sie das Buch nicht unterrichten will.
Dem Kultusministerium ist durchaus bewusst, dass sich Menschen vom Text des Buches angegriffen fühlen könnten. Obwohl der Roman aktuell, 72 Jahre nach seinem Erscheinen, heftig in der Kritik steht, will die Landesregierung an ihren Abiturplänen festhalten. „Tauben im Gras“ könne gar nicht mehr aus dem Programm genommen werden, da es in einigen Schulklassen schon durchgenommen wurde, so die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne).