Leimfabrik schließt die Tore

Ende einer Ära für die Angestellten der Leimfabrik Fritz Häcker in Vaihingen. Hundertachtunddreißig Jahre lang stellte der Familienbetrieb verschiedenste Klebstoffe her – bis März. Christoph Engelbrecht, Enkel des Gründers, führt uns über das Gelände und schwelgt in Erinnerungen. Die Firma war eine von drei Leimfabriken in Vaihingen, was schon besonders gewesen sei. Das Häcker-Areal war das Letzte, welches noch überlebte. Engelbrecht nennt sich selbst den „letzten Leimsieder Deutschlands“.

Dazu wird er in den Achtzigern, als sich der gelernte Anwalt in die Firma einkauft. Er glaubt damals, das Geschäft würde es immer geben. Vierzig Jahre später sieht er, dass er dieser Idee auf den Leim gegangen ist. Die Stimmung ist bedrückt, als sei ein Familienmitglied gestorben. Die Mitarbeiter räumen noch auf – wollen aber nicht darüber sprechen. Für die Technik kann sich Engelbrecht auch nach dem Ende der Produktion begeistern. Auf dem Rundgang erzählt er uns freudig von den Trockenverfahren, den Waschräumen und der Kläranlage, die in einem Dorf 70.000 Menschen versorgen könnte.

Der produzierte Naturleim kommt bei Schreinern, Buchbindern und in Streichholzfabriken zum Einsatz. Zuerst übernehmen Kunstkleber die Schreinereien, das Gasfeuerzeug verbrennt den Streichholzmarkt. Engelbrechts Firma hält nur noch der Leim für Buchcover zusammen.  Von den einhundert Mitarbeitern in den Neunzigern sind bei der Schließung im März nur siebzehn übrig. Jetzt gehört das Gelände der Stadt Vaihingen. Christoph Engelbrecht hat Ideen, wie sie die Hallen nutzen könnte. Er möchte in der Halle Kulturprogramm sehen, wie zum Beispiel Konzerte oder eine Kunstausstellung.

Geplant ist erst einmal eine kleine Gartenschau 2029, alles weitere steht noch offen. Beim Eingang aufs Gelände gibt es eine Galerie der Hobbyfotografin Margit Buturus, die die Melancholie der Schließung einfängt. Die Ausstellung ist bis Ende der Woche geöffnet für einen letzten Blick auf den Ort, der bald für immer der Vergangenheit angehört.

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